Arbeitsprobe »Koje mit Blick auf die East Side Gallery«

Porträt für DAS MAGAZIN

Edgar Schmidt von Groeling ist das, was man einen Weltenbummler nennt. Er ankert, wo er will, jedenfalls meistens, und wenn ihm Behörden nicht das Leben schwer machen. Seine berühmten Hostelschiffe, die »Eastern Comfort« und die »Western Comfort«, liegen auf der Spree, genau dort, wo früher die Grenze verlief.

Am Ostufer der Spree, direkt hinter der East Side Gallery, platscht das Wasser ohne Unterlass ans Ufer. Die Morgensonne schiebt sich durch dickbauchige Wolken und versetzt die Gäste der hier ankernden Hostelschiffe in Verzückung. Noch vor einigen Monaten beherbergten die »Eastern Comfort« und ihr Schwesterschiff, die »Western Comfort«, Touristen aus der ganzen Welt: Backpacker, Konzertbesucher, abenteuerlustige Geschäftsleute, die immergleiche Hotelbetten gegen Kojen mit Spreeblick eintauschten. In diesem Sommer kommen die Urlauber zumeist aus Deutschland, vor allem Familien mit Kindern, Stammgäste, Senioren, die der Blick auf die Spree zum Schreiben ihrer Memoiren inspiriert. Hostel-Inhaber Edgar Schmidt von Groeling hat sich mit den schwimmenden Betten einen Lebenstraum erfüllt.

»Willkommen an Bord«, grüßt der Käpt‘n in sandfarbener Trekkinghose, auf seinem Hemd schlängeln sich rosa Rosen um Totenköpfe, in seinem Gesicht funkelt die Sommersonne – und auch die Sehnsucht nach Afrika, vor allem nach Ostafrika. Dort ist er mindestens einmal im Jahr. Sein Geländewagen steht in Jinja, im südöstlichen Uganda, wo der Weiße Nil dem Victoriasee entspringt – irgendwo auf einem Berg, mit Blick auf die Stromschnellen, umgeben von amazonasgrünen Wäldern, eingebettet in die Geräusche der Natur. Man kenne ihn dort, sagt von Groeling. Und er kennt Afrika.

 
Spree-Odyssee – die Geschichte eines Weltenbummlers, erschienen in der Sommerausgabe 2020

Spree-Odyssee – die Geschichte eines Weltenbummlers, erschienen in der Sommerausgabe 2020

Schon als Kind reisten seine Eltern mit ihm und seinen Geschwistern nach Namibia, Mosambik und Simbabwe. Mitte der Neunziger brach er mit einem Freund von Berlin nach Kapstadt auf, reiste ein ganzes Jahr mit dem Jeep quer durch den Kontinent. »Reisen hält die Zeit an, es erdet mich«, sagt er. Er zehre von den intensiven Erfahrungen, dem Perspektivwechsel, dem Blick von außen auf das eigene Leben.

Erschienen in DAS MAGAZIN (Link führt zum Webshop)